Wiedehopf                                 

Der Wiedehopf ist der einzige Vertreter seiner Familie und wird 28 cm groß. Männchen und Weibchen tragen ein hell orangebräunliches Gefieder. Die Schwingen und der Schwanz sind kontrastreich schwarz-weiß quer gebändert. Wiedehopfe haben eine lange, mit schwarzen Spitzen versehene Federhaube auf dem Kopf. Diese Haube kann aufgerichtet und aufgefächert werden und macht den Vogel unverwechselbar. Der lange Schnabel ist gebogen. Wiedehopfe fliegen träge und wellenförmig und bewegen ihre Flügel dabei langsam und schmetterlingsartig.
Weithin hörbar ist der Balzruf, ein dreisilbiges dumpfes „u-pu-pup“. Oft wird es ausgiebig vorgetragen. Die Bettellaute der Jungen sind sehr hoch und hören sich an wie „sieh- zieh“. Zu hören sind zudem noch verschiedene an ein Miauen erinnernde Laute und bei Erregung ein gedehntes raues Krächzen.

Wiedehopfe sind von Südwest-Europa und Nordwest-Afrika nach Osten über Vorderasien, Arabien und Sri Lanka bis Sumatra verbreitet. Nordwärts sind sie bis zum Baltikum und ostwärts bis zum Baikalsee zu finden. In Nordwest- und Nordeuropa (Großbritannien, Island, Irland, Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark) fehlt der Wiedehopf. Der Gesamtbestand des Wiedehopfs in Europa beträgt circa 900 Tausend – 1,7 Millionen Brutpaare. Häufig ist der Wiedehopf noch in Russland ( 70.000-200.000 Brutpaare) und in den Mittelmeerländern. Allein in Spanien brüten bis zu 710.000 Paare. In Mitteleuropa brütet der Vogel noch in den meisten Ländern, doch 90 % des mitteleuropäischen Bestandes ist in Ungarn (10.000-17.000 Paare) und Polen (10.000 –15.000 Paare) beheimatet.

In Deutschland, wo der Wiedehopf bis ins 20. Jahrhundert hinein recht häufig war, brüten nur noch rund 310-460 Paare, in Österreich etwa 400-600 und in der Schweiz 100-150. Zurückzuführen ist der Rückgang der Art auf einen Rückgang der Weideviehhaltung, auf einen Rückgang des Anteils extensiv genutzter Wiesen an der landwirtschaftlich genutzten Fläche, auf die Beseitigung von hohlen Bäumen, von zerfallenen Mauern, von Ruinen und wenig gepflegten Gebäuden in der Landschaft, auf die Beseitigung alter Obstbäume, auf die Ausräumung der Landschaft bei der Flurbereingung und auf den Einsatz von Insektiziden und Pestiziden und den damit verbundenen Rückgang der Nahrungstiere, der bis heute anhält.

Der Wiedehopf ist ein Vogel der offenen Landschaft und liebt warmes und trockenes Klima. Als Bodenjäger bevorzugt er Wiesen, Weiden und Brachland mit kurzer und spärlicher Pflanzendecke. Da er in Höhlen brütet, braucht er entsprechende Angebote in z.B. lichtenKiefer- und Auwäldern. Obst- und Weinkulturen werden von ihm besiedelt; auch in Olivenkulturen und anderen mediterranen Anbauflächen und in Gartenlandschaften, die nicht zu intensiv genutzt werden, kann man ihn noch finden. In baumarmen Gebieten ist er in der Nähe von ländlichen Siedlungen zu finden und brütet z.B. in Schafställen. Außerhalb der Brutzeit hält er sich auf gemähten und kurzrasigen Wiesen und auf Ruderalflächen auf. In den Tropen findet man ihn dann in offenen Savannenlandschaften.
Die Nahrung des Wiedehopfs besteht vor allem aus größeren wirbellosen Tieren wie Maulwurfsgrillen, Grillen, Maikäfern und Engerlingen, Laufkäfern und größeren Schmetterlingsraupen, aus Spinnen, Asseln und Tausendfüßlern. Kleinere Wirbeltiere wie junge Eidechsen werden darüber hinaus auch gern gefressen.

Anfang April treffen die meisten Wiedehopfe in ihren Brutgebieten ein. Zuerst erscheinen die Männchen und suchen bereits eine Höhle aus. Danach locken sie die Weibchen. Die Partner leben in einer monogamen Saisonehe zusammen. Das Nest wird in Höhlen oder Halbhöhlen aller Art erbaut. Das können Astlöcher, Spechthöhlen, Felsspalten oder Spalten in Mauern, unter Dächern und Hohlziegeln, auch in Steinmauern und in Erdlöchern sein. Nistkästen werden angenommen, wenn sie angeboten werden. Nistmaterial wird wenig oder überhaupt nicht verwendet. Die Bruthöhlen werden oft mehrfach benutzt. In milden Regionen Mitteleuropas beginnen Wiedehopfe Ende April mit der Eiablage, in warmen Gebieten, z.B. in Nordafrika, deutlich eher. Ein Vollgelege besteht im Schnitt aus 5-8 langovalen Eiern, die im Abstand von einem Tag gelegt werden und eine hellgraue bis grünlichgraue Grundfärbung aufweisen. Ab Anfang Mai schlüpfen die Jungen nach 16-18 Tagen Brutdauer. Da die Bebrütung mit dem ersten Ei beginnt, schlüpfen die Jungen hintereinander. Die ersten 7-14 Tage hudert das Weibchen die Jungen und wird in dieser Zeit vom Männchen versorgt, das auch den Kot des Weibchen und später den der Jungen wegträgt. Danach füttern beide Altvögel. Die Jungen beginnen im Alter von 14 Tagen herumzuklettern. Bei Bedrohung fauchen sie und spritzen Feinden ihren dünnflüssigen Enddarminhalt und ein stinkendes Sekret aus der Bürzeldrüse entgegen. Auch das Weibchen bildet dieses Sekret während der Brut- und Nestlingszeit aus. Mit 24 – 28 Tagen werden die Jungen flügge. Sie werden dann noch eine Woche weiter gefüttert und bleiben weitere vier bis fünf Wochen mit ihren Geschwistern und Eltern zusammen. In günstigen Jahren und klimatisch günstigen Gebieten finden oft zwei Jahresbruten statt.
Die älteste Ringvögel waren 11 Jahre und einen Monat bzw. 6 Jahre und 9 Monate alt. Durchschnittlich werden pro Brut 3,5 Junge flügge. In optimalen Revieren werden aber bis zu 13 Junge pro Paar und Jahr flügge. Größere Verluste entstehen durch Prädatoren wie Marder und Habichte und durch klimatische Ursachen.