Haubentaucher                           

Der Haubentaucher (Podiceps cristatus) ist eine Vogelart aus der Familie der Lappentaucher (Podicipedidae). Der etwa stockentengroße Vogel ist der größte, häufigste und bekannteste Vertreter dieser Familie von Wasservögeln. Er brütet auf Süßwasserseen und größeren Teichen mit röhrichtbewachsenen Ufern. Besonders auffällig ist sein Balzverhalten, das auf freier Wasserfläche stattfindet und gut zu beobachten ist. Zu den Balzelementen gehört ein heftiges Kopfschütteln mit gespreizter Federhaube sowie die sogenannte Pinguin-Pose, bei denen sich die Vögel durch rasches Paddeln der Füße fast senkrecht voreinander aus dem Wasser heben.

Haubentaucher sind 46 bis 51 cm lang und haben eine Flügelspannweite von 59 bis 73 cm. Sie werden zwischen 800 und 1400 g schwer. Im Sommer sind die Vögel in ihrem Prachtkleid sehr leicht zu erkennen: Sie schwimmen häufig mitten auf Seen und verschwinden immer wieder zu bis zu einer Minute dauernden und 5 bis 20 Meter tiefen Tauchgängen. Haubentaucher haben einen langen, von vorne weißen Hals, ein weißes Gesicht, einen schwarzen Scheitel und eine braunrote und schwarze Federhaube. Nacken und Rücken sind braun. Beide Geschlechter sehen gleich aus. Die Haube wird bei Gefahr angelegt. Im Schlichtkleid fehlt die bunte Haube, und der Haubentaucher ähnelt manchen Seetauchern (Gaviidae), wie etwa dem Sterntaucher.

Haubentaucher rufen häufig und laut, ein schnarrendes Geräusch, das wie keck-keck-keck klingt. Sie erheben sich nach einem kurzen Startlauf aus dem Wasser. Der Flug ist schnell mit raschem Flügelschlag.

Der Haubentaucher ist ein weit verbreiteter Vogel in den mittleren Breiten und Subtropen von Südwest-Europa und Nordafrika bis nach China. Die Art kommt auch südlich der Sahara sowie im Süden und Osten Australiens und der Südinsel Neuseelands vor. In Mitteleuropa ist der Haubentaucher in gewässerreichen Gebieten bis in die Mittelgebirgslagen recht häufig. Die höchsten Brutplätze der Schweiz kommen noch auf 1.050 Höhenmetern vor. In Deutschland reicht die Höhenverbreitung bis 810 Meter über NN.

Haubentaucher kommen auf größeren, stehenden Gewässern mit Schilfgürtel im Flachland ganz Europas (bis auf Nordskandinavien und Island) vor. Die östlichen Populationen sind Zugvögel, die an den Küsten in Westeuropa und Südeuropa überwintern. In Deutschland sind Haubentaucher überwiegend Standvögel, die bei länger zugefrorenen Seen ebenfalls an die Küsten wandern

Haubentaucher fressen hauptsächlich kleine Fische, die sie tauchend jagen. Überwiegend handelt es sich um Oberflächenarten, die eine mittlere Länge von 10 bis 15 Zentimeter erreichen. Die maximale Fischgröße, die Haubentaucher fressen, beträgt 25 Zentimeter. Aber auch Kaulquappen, Frösche, Krebstiere, Spinnen und Wasserinsekten sowie Samen gehören zu ihrer Nahrung. Der tägliche Bedarf beträgt etwa 200 Gramm. Junge werden zunächst mit Insekten gefüttert. Daneben lässt sich wie bei vielen Lappentauchern auch ein Fressen von Federn beobachten. Bereits die Jungvögel werden gelegentlich mit Federn gefüttert.

Haubentaucher tauchen während ihrer Nahrungssuche in der Regel weniger als 45 Sekunden. Dabei schwimmen sie unter Wasser normalerweise zwischen zwei und vier Meter. Die maximal nachgewiesene Tauchstrecke beträgt 40 Meter. Insekten werden auch aus der Luft geschnappt.

Die Balz der Haubentaucher ist auffällig und wird auch "Pinguintanz" genannt: Das Paar richtet sich auf dem Wasser Brust an Brust auf, die Vögel schütteln die Köpfe und schlagen mit den Füßen auf das Wasser. Bei der Balz werden im Geschenkritual Geschenke in Form von Futter und Nestmaterial überreicht. Männchen und Weibchen spielen dabei identische oder vertauschte Rollen. Dem "Pinguintanz" geht meist die "Kopfschüttelzeremonie" voraus, die wiederum durch die "Jungfernpose" oder die "Entdeckungszeremonie" eingeleitet wird. Bei der Jungfernpose macht ein einzelner Vogel durch weit reichende, raue Rufe darauf aufmerksam, dass er einen Partner sucht. Während der Entdeckungszeremonie nähert sich ein Vogel dem anderen durch Antauchen knapp unter der Wasseroberfläche, woraufhin er sich langsam in einer Geisterpose über ihn emporreckt. Der zweite Vogel steht ihm in einer Katzenhaltung gegenüber. Die anschließende Kopfschüttelzeremonie ist in drei Stadien eingeteilt. In der ersten Phase begegnen sich die Vögel, senken drohend die Köpfe und kommen einander näher, während sie sich aufrichten, Schopf und Kragen spreizen und ein tickendes Geräusch ausstoßen. Dabei werden die nach unten gerichteten Schnäbel seitlich hin- und hergeschüttelt. Den Anfang der zweiten Phase macht ein erneutes Aufrichten, bei dem die Kopfschmuckfedern weniger gespreizt sind und die Vögel abwechselnd den Kopf schütteln und wiegen. In der abschließenden dritten Phase beginnen einer oder beide Vögel mit dem Scheinputzen des Gefieders und lehnen sich nach hinten, um eine der Flügelfedern nach oben zu ziehen. Diese Zeremonien beginnen im Januar, wenn die Vögel anfangen, Paare zu bilden und Reviere zu belegen; sie dauern dann Wochen bis Monate, währenddessen die Paare zusammenbleiben bis das Nisten beginnt.

Haubentaucher erreichen ihre Geschlechtsreife frühesten gegen Ende des 1. Lebensjahres, brüten aber im 2. Lebensjahr meist noch nicht erfolgreich. Sie führen eine monogame Saisonehe.

Haubentaucher kommen in der Regel im März/April an ihrem Brutplatz an.

Sie bauen ihr Nest vorzugsweise am Außenrand des Verlandungsgebietes eines Gewässer. Das Nest wird entweder am Boden oder an submersen Pflanzen verankert. Haubentaucher bauen allerdings auch völlig offene Schwimmnester, die sich mitten in kleinen oder flachen Gewässern befinden. Am Nestbau sind beide Elternvögel beteiligt. Der Nestbau dauert gewöhnlich sechs bis acht Tage. Der Legebeginn ist in Mitteleuropa meist April bis Ende Juni. Darin werden von beiden Partnern abwechselnd, im drei Stunden Rhythmus, 27 bis 29 Tage lang 3 bis 4 Eier ausgebrütet. Die Küken sind Nestflüchter und können sofort selbst schwimmen und nach sechs Wochen tauchen. In den ersten 9 bis 10 Wochen werden sie jedoch hauptsächlich von den Altvögeln auf dem Rücken im Gefieder versteckt getragen und sogar beim Tauchen mit unter Wasser genommen, bevor sie nach etwa elf Wochen selbstständig sind. Währenddessen sorgt der andere Elternteil für die Nahrung. Die Jungtiere besitzen eine weiß/schwarze Streifenzeichnung auf Kopf und Rücken.

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