Mücke
Stechmücken (Culicidae) sind eine Familie von Insekten innerhalb der Ordnung der Zweiflügler. Weltweit gibt es mehr als 2.500 Stechmückenarten. In Europa kommen 104 Arten vor, von denen fast alle auch in Mitteleuropa zu finden sind.
Mit Hilfe spezialisierter Mundwerkzeuge, dem stechend-saugenden Rüssel, können weibliche Stechmücken die Haut ihrer Wirte durchstechen und Blut saugen. Die dabei aufgenommenen Proteine (Körpereiweiße) sind für die Produktion der Eier erforderlich. Ansonsten ernähren sich weibliche Stechmücken, wie auch die Männchen, von Nektar und anderen zuckerhaltigen Pflanzen- oder Fruchtsäften. Unterschiedliche Stechmückenarten können auf verschiedene Wirte oder Wirtsgruppen spezialisiert sein. Bestimmte Stechmücken sind als Krankheitsüberträger von Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Malaria oder Denguefieber, bedeutend.
Die stammesgeschichtlich älteste bisher bekannte Stechmücke ist als Inkluse (Einschluss) in etwa 79 Millionen Jahre altem Bernstein fossil erhalten. Eine ursprünglichere Schwesterart der Stechmücken ist in 90 bis 100 Millionen Jahre altem Bernstein überliefert.
In weiten Teilen Österreichs werden Stechmücken Gelsen genannt, in Teilen der Schweiz und Süddeutschlands Staunsen, Stanzen oder Schnaken. Letzteres steht im Gegensatz zur Bedeutung des Begriffes Schnaken in der Zoologie, der die Arten einer anderen Familie der Zweiflügler zusammenfasst, welche kein Blut saugen. Der mittlerweile recht häufig verwendete Name Moskito ist von dem spanischen und portugiesischen Wort Mosquito (wörtlich: kleine Fliege) abgeleitet, das ebenfalls Mücke bedeutet. Von den Stechmücken sind andere blutsaugende Insekten abzugrenzen
Abgesehen von den Eisflächen der Polargebiete und den Wüsten kommen sie weltweit meist in der Nähe von Wasserstellen jeder Größe vor. Vor allem große sumpfige Gebiete wie in der Tundra und Taiga sind ideale Brutstätten für die Mücke. Allerdings haben die verschiedenen Arten sehr unterschiedliche Verbreitungsgebiete.
Erwachsene Stechmücken sind feingliedrige, abhängig von Art und der Ernährung der Jugendstadien unterschiedlich große zweigeflügelte Insekten, aber selten größer als 15 Millimeter. Ihre Flügel sind häutig, teilweise beschuppt, dazu verfügen sie als Zweiflügler über zwei Schwingkölbchen oder Halteren. Ihre Fühler sind mittellang und vielgliedrig, sie haben einen etwa ebenso langen Saugrüssel, haben einen schlanken Körper und lange Beine. Stechmücken wiegen nur etwa 2 bis 2,5 Milligramm.
Die Männchen sind meist kleiner als die Weibchen. Man erkennt sie vor allem an ihren buschigeren Fühlern. Weibliche Vertreter der Unterfamilie Culicinae haben zudem Mundtaster (Palpen), die erheblich kürzer sind als der Stechrüssel. Bei Vertretern der Unterfamilie Anophelinae sind die Palpen bei beiden Geschlechtern etwa so lang wie der Rüssel.
Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht mit anderen Zweiflüglern, vor allem mit Zuckmücken und Wiesenschnaken, die Stechmücken in ihrem Aussehen ähneln, die jedoch kein Blut saugen.
Sie können mit einer Geschwindigkeit von etwa 1,5 bis 2,5 Kilometer pro Stunde fliegen. Die Flughöhe einer Stechmücke ist im Allgemeinen abhängig von der jeweiligen Art, von der Höhe des Aufenthaltsortes über dem Meeresspiegel, vom Wetter, dem Luftdruck, der Temperatur und den Lichtverhältnissen. Bei warmem, windstillem Wetter mit leichter Bewölkung ohne starke, direkte Sonneneinstrahlung ist die Aktivität der Stechmücke am größten. Dann kann von einigen Arten zudem eine große Flughöhe erreicht werden, indem sie von thermischen Aufwinden in Höhen von über 100 Meter über dem Boden getragen werden. Bei kühler oder regnerischer Witterung fliegen viele Stechmücken nur kurze Distanzen und verbleiben eher in Bodennähe. Bei deutlichem Wind und Temperaturen im Bereich des Gefrierpunktes stellen sie die Flugaktivität komplett ein.
Die Weibchen müssen nach der Befruchtung durch die Männchen eine Blutmahlzeit zu sich nehmen, da sie fremdes Protein benötigen, um Eier zu bilden; die Aufnahme von Blut ist somit unverzichtbar für die Fortpflanzung der meisten Stechmücken. Die Blutmahlzeit wird mit Hilfe eines Stechrüssels aufgenommen. Dabei bilden verschiedene Mundwerkzeuge eine Struktur aus Stechborsten (Oberlippe oder Labrum, paarige Ober- und Unterkiefer oder Mandibel und Maxille sowie Schlundrohr oder Hypopharynx). Dieses Stechborstenbündel kann die Haut des Wirtes durchdringen und bildet im Inneren zwei Kanäle. Durch den einen kann Speichel injiziert, durch den anderen das Blut aufgesaugt werden. In der Ruhestellung liegen die Stechborsten in einer von der Unterlippe Labium gebildeten Scheide verborgen. Beim Stich dringt die Unterlippe selbst nicht in die Haut ein, sondern wird gestaucht und biegt sich nach hinten.
Bei den Männchen sind die Stechborsten verkürzt, für einen wirklichen Stich ungeeignet und dienen nur zum Aufsaugen freiliegender Flüssigkeiten (Wasser und zuckerhaltige Pflanzensäfte). Auch die Weibchen decken ihren Energiebedarf normalerweise mit der Aufnahme von süßen Pflanzensäften. Die wichtigste Kohlenhydratquelle ist dabei Nektar, wobei bestimmte Nektarquellen anderen vorgezogen werden. Als effektive Bestäuber von Pflanzen sind bisher allerdings nur zwei Arten beschrieben worden: der Orchidee Habenaria (Platanthera) obtusata und dem Ohrlöffel-Leimkraut Silene otites, einem Nelkengewächs. Dabei scheinen auch bestimmte von den Blüten produzierte Duftstoffe für Stechmücken attraktiv zu sein.
Eine Ausnahme zu der Regel, dass weibliche Stechmücken Blut für die Produktion ihrer Eier benötigen, bilden die Weibchen der Gattung Toxorhynchites, deren Mundwerkzeuge sich nicht für den Stich eines Blutwirtes eignen. Die Larven dieser Gattung fressen andere Mückenlarven und sind damit in der Lage, bereits als Jugendstadium genügend Protein für die Eiproduktion als erwachsenes Weibchen aufzunehmen und zu speichern. Auch bei anderen Stämmen oder Arten wie beispielsweise bei Culex pipiens molestus[6] kann es vorkommen, dass Weibchen ohne Blutmahlzeit ein erstes Gelege produzieren (Autogenie), bei dem die Eizahl deutlich verringert ist. Teilweise ist es sogar möglich, dass mehr als nur ein autogenes Gelege produziert wird.
Beim Stich einer Stechmücke kann eine sehr geringfügige Schmerzempfindung zustande kommen, wenn der in die Haut eindringende Stechrüssel (Proboscis) einen Schmerznerv trifft oder streift und das betreffende Nahrungsopfer den Stich bewusst wahrnimmt. Allerdings spielen beim Menschen hinsichtlich der dabei dann empfundenen Schmerzintensität diesbezüglich im Gehirn abgespeicherte Vorerfahrungen und emotionale Bewertungen des miterlebten Stichs eine nicht unwesentliche Rolle.
Viele Stechmückenarten paaren sich in stationären Schwärmen, die zu bestimmten Tageszeiten (oft zur Dämmerung) gebildet werden. Diese Paarungsschwärme können aus tausenden Individuen bestehen; auch dies ist abhängig von der Art. Die einzelnen Teilnehmer fliegen dabei in Schleifen oder Zickzackbewegungen und orientieren sich normalerweise an auffälligen Landmarken. Die Schwärme bestehen zum größten Teil aus Männchen. Möglicherweise spielen bei der Schwarmbildung und dem Anlocken der Weibchen arteigene Duftstoffe (Aggregationspheromone) eine Rolle.
Sich nähernde Weibchen fliegen in den Schwarm hinein und werden begattet. Dabei orientieren sich die Männchen wohl vor allem an dem Summton der Weibchen, den sie mit Hilfe spezieller Hörorgane an der Basis ihrer buschigen Antennen wahrnehmen (Johnstonsches Organ). Obwohl die Antennen der Weibchen für den Empfang von Tönen weniger gut geeignet zu sein scheinen, wurde inzwischen nachgewiesen, dass auch die Weibchen auf den Flügelschlagton der Männchen reagieren – beide Partner passen während der Annäherung die Höhe ihrer Flugtöne aneinander an.
Auch eine Vielzahl anderer Insekten bilden Paarungsschwärme. Die meisten im Sommer angetroffenenen Schwärme werden beispielsweise von Zuckmücken gebildet.
Es gibt vier Larvenstadien. Stechmückenlarven sind ausschließlich Wasserbewohner, atmen aber atmosphärische Luft. Vertreter der Unterfamilien Culicinae haben am achten Hinterleibsegment ein mehr oder weniger langes Atemrohr, durch das sie an der Wasseröberfläche hängend atmen. Als Ausnahme zapfen Larven der Gattung Mansonia mit ihren zähnchenbewehrten Atemsiphons die luftgefüllten Interzellularräume von Pflanzen an und sind so von der Wasseroberfläche unabhängig. Bei der Unterfamilie Anophelinae hängt die Larve horizontal unter der Wasseroberfläche und atmet durch eine ebenfalls am achten Hinterleibssegment befindliche Atemöffnung.
Detritus und Mikroorganismen dienen als Nahrung, die mithilfe bürstenartiger Mundwerkzeuge herbeigestrudelt und dann gefressen wird. Die Larven der Gattung Toxorhynchites leben dagegen räuberisch von anderen Stechmückenlarven. Bei Nahrungsknappheit kommt es bei diesen Larven sogar zu Kannibalismus, weshalb sich in den engen Brutplätzen – in den Tropen meist Bambusstümpfen – selten mehr als eine vollständig ausgewachsene Larve einer Art der Toxorhynchites befindet.
Bei Störung tauchen Stechmückenlarven schnell von der Wasseroberfläche ab. Sie bewegen sich dabei schlängelnd oder zuckend und mithilfe von ruderförmigen Haarbüscheln und -fächern fort.
Die Dauer des Larvenstadiums ist abhängig von der Art, der Temperatur und dem Nährstoffgehalt des Larvenbiotopes.
Abhängig von ihren Jugendbiotopen können bestimmte Mückenarten als Larve überwintern (zum Beispiel Mansonia).
Mit der vierten Häutung schlüpft die Puppe, die als Ruhestadium keine Nahrung aufnimmt. In diesem Stadium atmet das Tier, normalerweise ebenfalls an der Wasseroberfläche durch zwei am Prothorax befindliche Atemhörnchen. Hier ist die Gattung Mansonia ebenfalls die Ausnahme; auch ihre Puppen zapfen Luft aus Pflanzen ab.
Stechmückenpuppen sind ebenfalls beweglich und können bei Gefahr schnell von der Wasseroberfläche abtauchen und fliehen.
Die Puppenruhe ist normalerweise kurz, nach wenigen Tagen schlüpft das erwachsene Tier
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